Herzmut Podcast: Liebeskummer, Beziehungsthemen und Singleleben

Mag. Sabine Weiss, Psychologische Beraterin für Liebeskummer, Beziehungsthemen und Singleleben

Beziehungsende – warum scheitern meine Beziehungen?

Wann ist eine Beziehung wirklich gescheitert?

15.04.2021 18 min Mag. Sabine Weiss, Psychologische Beraterin für Liebeskummer, Beziehungsthemen und Singleleben

Zusammenfassung & Show Notes

Warum scheitern meine Beziehungen? Diese Frage höre ich am Beziehungsende oft - sogar von Menschen, die gerade die erste Trennung in Jahrzehnten durchmachen. Ein Beziehungsende wird als Scheitern empfunden, als persönlicher Fail - aber KÖNNEN Beziehungen überhaupt scheitern?

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Am Ende ist alles gut und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende. Wie oft haben wir diesen Spruch schon gehört? Und wie oft daran festgehalten? Vor allem am Beziehungsende? Das fühlt sich nämlich selten gut an. Und dann hasst man diesen Spruch entweder oder man hofft, dass er bedeutet, dass es doch noch ein happy End gibt. Aber manchmal (ok meistens) ist ein Beziehungsende genau das ein Ende. Und viele fragen dann: warum sind wir gescheitert?

Noch genauer fragen MICH das oft meine Klienten. Und sie meinen damit gar nicht, warum sie als Paar gescheitert sind, sondern sie beziehen die Frage ganz persönlich auf sich. Warum bin ich schon wieder an einer Beziehung gescheitert? Ich frage dann meistens nach, was damit gemeint ist. Oft kommt als Antwort dann so etwas wie: na warum schaffe ich es nicht, eine Beziehung zu halten? Meine Beziehungen scheitern ja alle!

Ich verstehe, dass man am Beziehungsende da steht und Bilanz zieht. Sich zu fragen, warum eine Beziehung GEENDET hat, verstehen zu wollen und daraus zu lernen. Das ist auch sinnvoll! Ich merke allerdings auch immer wieder, dass abgesehen von der Selbstreflexion hier ein ziemlich unrealistisches Bild von Beziehung in vielen Köpfen steckt.

Ich hab es nicht geschafft, DIE Frau für ihn zu sein.

eine Klientin

Ist das wirklich etwas, das man SCHAFFEN kann? Oder nicht vielmehr etwas, das man IST?

Ist ein Beziehungsende automatisch ein Scheitern?

Wenn du dir am Beziehungsende die Frage stellst, warum du GESCHEITERT bist dann ist das nur bedingt ein sinnvoller Ansatz. Ich kann dieses Gefühl des Scheiterns sehr gut nachvollziehen und als Coach, der dich am Beziehungsende begleitet, möchte ich dir trotzdem unbedingt mitgeben, dass du diesen Gedanken sehr genau prüfen solltest. Wer schon mit mir gearbeitet hat weiß, dass ich großen Wert auf Gedankenhygiene lege. Warum ist ganz einfach deine Gedanken und vor allem die Worte, die du dabei wählst, prägen dein Unbewusstes und damit dein Selbstbild und Selbstverständnis.

Scheitern ist etwas hochpersönliches. Es wird als persönliches Versagen wahrgenommen. Aber kann man das im Zusammenhang mit einer Beziehung selbst am Beziehungsende überhaupt so sagen?

Stell dir doch mal umgekehrt die Frage wenn eine Beziehung scheitern kann (das ist sie in den Köpfen der Meisten am Ende), kann sie offenbar auch „nicht scheitern“. Was genau dieses Nicht-Scheitern ist, das hat sich aber kaum jemand überlegt. Für die meisten Menschen ist das Gegenteil von Scheitern GELINGEN.

Wann gelingt eine Beziehung?

Nur wann ist eine Beziehung gelungen? Da kommt jetzt der Haken. Die Standardantwort hieraus ist zumindest bei meinen Klienten und Klientinnen na wenn sie HÄLT.

Aber ist das wirklich so? Ist eine Beziehung nur dann gelungen, wenn sie hält? Und wie lange muss sie dafür halten? Ein Leben lang? Oder ein paar Jahre? Ich habe Klienten, die 25 Jahre lang glücklich verheiratet waren und dann am Beziehungsende sich genauso gescheitert fühlen wie jene, die zum 5 Mal hintereinander verlassen werden.

Was mich so stört und ich dir unbedingt mitgeben will:

https://youtu.be/Ey02j9ET0lc

BEZIEHUNGEN SIND NICHT MACHBAR.

Sie sind kein Projekt und schon gar kein Einser-Projekt. Beziehungen sind (wenn schon) ein Zweierprojekt, ein Teamprojekt. Es ist völlig egal, wieviel DU in eine Beziehung hineinsteckst, an Liebe, an Zeit, an Energie. Du ALLEIN kannst keine Beziehung „machen“. Du wirst immer davon abhängig sein, ob und wieviel dein Partner, deine Partnerin mitmacht.

BEZIEHUNGEN SIND NICHT UNENDLICH

In jedem guten Zielbildungsmodell gibt es den Faktor Zeit. Bis wann muss es fertig sein? Wie lang soll das Projekt laufen? Nur bei Beziehungen steckt in jedem Kopf noch immer drinnen, dass sie in Leben lang halten muss. Dazu musst du wissen das war nicht immer so. Die Idee der romantischen Beziehung, der Liebesbeziehung, kam erst spät auf. In Deutschland durfte man lange Zeit erst heiraten, wenn MANN sich, seine Frau und allfällige Kinder ernähren konnte. Damit waren niedrige Stände von der Ehe ausgeschlossen. Erst ab dem 19 Jahrhundert setzte sich die Idee einer Liebesheirat durch. Bis dahin waren Ehen zielgerichtet. Fortpflanzung, Status. In Deutschland wurde erst 1876 die grundsätzliche Ehefreiheit eingeführt. Die Lebenserwartung damals war allerdings gerade mal 35 Jahre und hat sich seitdem verdoppelt!

Und dennoch halten wir daran fest, dass eine Beziehung ein Leben lang halten muss, um als „gelungen“ zu gelten?

Das Ideal ist geblieben, muss jetzt allerdings doppelt so lang halten. Ist das wirklich realistisch?

Was wäre, wenn das Beziehungsende miteingeplant wäre?

Ich lade dich gern ein zu einem Gedankenexperiment: Stell dir vor, du triffst deine große Liebe. Leider hat er oder sie jedoch nur mehr 1 Jahr zu leben. Was tust du? Nimmst du das 1 Jahr an und lebst die Beziehung? Oder lässt du es lieber bleiben und suchst nach etwas Längerfristigem? Die Meisten würden hier die Beziehung nehmen. Die Große Liebe ist dann wohl doch wichtiger als die Dauer.

Für mich zeichnet sich eine Beziehung durch die Emotion, das Erleben und Lernen aus. Vielleicht würde das Wort „Qualität“ es am besten treffen. Ob sie dann ein paar Monate, Jahre oder Leben gedauert hat, ist glaube ich heutzutage immer mehr nachrangig. Natürlich würde ich mir auch wünschen, EINEN Partner zu haben, der bis zum Ende bleibt. Das ist auch das, was mir meine Eltern vorgelebt haben. Ich weiß aber beim besten Willen nicht, ob das heute noch geht, wenn ich mir alle Entwicklungen unserer Gesellschaft so ansehe. Datingplattformen und Smartphones haben nicht nur das Sexual- und Datingverhalten verändert, sondern haben natürlich auch Einfluss auf das Beziehungsverhalten. Tinder allein hatte 2019 rd 50 Millionen User weltweit und rund 12 Millionen Matches pro Tag. Wir können nicht SO daten und glauben, dass das keinen EInfluss auf unser Beziehungsverhalten hat!

Mir hilft da auch immer die Erinnerung an einen meiner allerersten Klienten. Er buchte mich damals um gemeinsam zu reflektieren, was sein Muster war. Denn seine Beziehungen brachen immer nach ca einem dreiviertel Jahr ab. Auf meine Frage, was er denn als Erfolg sehen würde war seine Antwort:

Ich wäre schon froh, wenn ich mal über ein Jahr drüber käme.

Insofern möchte ich dich heute wirklich dazu anregen gerade jetzt am Beziehungsende! darüber nachzudenken, was wirklich schief gegangen ist. Und was vielleicht das eigentliche Erfolgskriterium für deine nächste Beziehung sein könnte! Gerne mit mir nutze die Kennenlernstunde!

Ganz viel Herz und Mut!

Deine Sabine

2024 - Mag. Sabine Weiss, Psychologische Beraterin für Liebeskummer, Beziehungsthemen und Singleleben