Herzmut Podcast: Liebeskummer, Beziehungsthemen und Singleleben

Mag. Sabine Weiss, Psychologische Beraterin für Liebeskummer, Beziehungsthemen und Singleleben

Zu hohe Erwartungen an Partner als Beziehungskiller

Beziehungskiller hohe Erwartungen - wie andere mit DEINEN Erwartungen umgehen könn(t)en und DU aus deinen Erwartungen etwas über dich lernst!

19.07.2016 9 min Mag. Sabine Weiss, Psychologische Beraterin für Liebeskummer, Beziehungsthemen und Singleleben

Zusammenfassung & Show Notes

Hohe Erwartungen können manchmal zum Beziehungskiller werden, gerade in der Kennenlernphase. Aber nur, wenn dein Gegenüber das als Beziehungskiller benutzen will - er muss nämlich nicht. Und du auch nicht. Was du von deinen hohen Erwartungen lernen kannst und wie du den Beziehungskiller selbst killst!

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Liebe Alle,

Erwartungen an uns und an den Partner, vor allem in der Kennenlernphase wie oft wurde darüber schon gesprochen? Kaum ein Single, der nicht schon mal den Vorwurf hörte, dass er zu hohe Erwartungen hat und seine Ansprüche „runterschrauben“ soll. Weil zu fixierte Vorstellungen schon als Beziehungskiller wirken noch bevor man sich überhaupt kennen gelernt hat und das ohnehin nur dazu führt, dass man enttäuscht wird.

Sind Erwartungen also Beziehungskiller immer und alle?

Immer wieder sind Erwartungshaltungen auch ein Thema bei mir in der Praxis. Und ich selbst war ja auch schon davon betroffen.

Du erwartest viel zu viel, das setzt  mich unter Druck! Solche und ähnliche Sätze bekommt man da manchmal in der Beziehungsanbahnung (und oft auch noch später) schon mal zu hören. Und dann wenden sich die Betroffenen an mich und bitten mich, ihnen beizubringen, ohne Erwartungen durchs Leben und durch die Partnerschaft zu gehen. So nach dem Motto: bitte kille den Beziehungskiller in mir!

Müssen konkrete Vorstellungen immer ein Beziehungskiller sein oder kann man das auch anders sehen? Nehmen wir also den angeblichen „Beziehungskiller“ mal unter die Lupe.

1) Es ist zu viel erwartet, ohne Erwartungen durch´s Leben zu gehen !

Unsere Kunden, Chefs, Kollegen oä erwarten sich, dass wir unsere Arbeit ordentlich erledigen. Unsere Nachbarn erwarten sich, dass wir die Gemeinschaft respektieren und nicht nächtelang laute Musik spielen. Volle Müllsäcke mit stinkenden Windeln vor der Tür kommen übrigens auch nicht so gut an.

Ja das Leben selbst ist voller Erwartungen an uns!! Schließlich will es gelebt werden!

Trotzdem würde niemand hergehen und diese Anforderungen an uns als Beziehungskiller zu bezeichnen! Mönche beschäftigen sich teilweise ihr Leben lang in Klöstern mit dem Versuch, erwartungsfrei durchs Leben zu gehen. Dort ist es vielleicht auch easy, wenn man ein Schweigegelübde abgelegt hat. Und dennoch bleibt selbst da die Frage: wenn die sich dann mal dabei ertappen, doch die Erwartung an sich selbst zu haben, erwartungsfrei zu sein ärgern die sich dann?

Also nein Erwartungsfrei durchs Leben zu gehen ist aus meiner Sicht pure Illusion, weil das Leben einfach völlig anders läuft.

2) Nicht jede Erwartung ist ein Beziehungskiller

Ja wir alle wissen, dass es so etwas wie überzogene Erwartungen gibt. Täglich auf Rosen gebettet zu werden und Geschenke ins Büro geschickt zu bekommen (damit die lieben Kollegen auch alle wissen, was für einen tollen Mann du an Land gezogen hast), für jede Verabredung extra abgeholt und heimgebracht zu werden usw. Jeder von uns hat so eine Idee von völlig übertriebenen Erwartungen. Mein persönliches Horror-Szenario: ein Namenstattoo *würg Wäre für mich in der Sekunde DER Beziehungskiller schlechthin.

ABER: es gibt Verhaltensweisen, die darfst du und sollst du auch erwarten!
Du darfst erwarten, dass dein Typ dich gut behandelt!
Du darfst erwarten, dass er dir zeigt, dass er dich schätzt!
Du darfst erwarten, dass er dich nicht anlügt, betrügt oder sonstwie hintergeht!

Deshalb rate ich sogar dringend dazu, dass du dich mit deinen Erwartungen auseinandersetzt. Sie zeigen dir nämlich auf, was dir wichtig ist! Die wenigsten von uns haben sich schon mal bewusst hingesetzt und über ihre Wertehierarchien nachgedacht (jaha, kennst du denn deine?). Sieh es doch mal von der Seite jedes Mal, wenn du enttäuscht bist, weil eine Erwartung sich nicht erfüllt hat, hast du auch etwas über dich gelernt. Nämlich darüber, was du dir gewunschen hast und was dir wichtig ist! Erwartungen per se zu verurteilen halte ich daher für völlig daneben. Mach dir statt dessen lieber mit den Fragen aus dem nächsten Punkt deine Basis-Werte und damit verbundenen Erwartungen klar und nutze dieses Wissen um deine Grenzen und deinen Selbstwert zu achten!

Nicht jeder Beziehungskiller ist nämlich per se böse oder schlecht.

3) Nutze enttäuschte Erwartungen, um etwas über dich und deine Grenzen zu erfahren!

Oft zeigt sich erst in der Verletzung von Erwartungen, welche grundlegenden Werte du für eine Beziehung setzt. Wenn du also das nächste Mal enttäuscht bist, nimm das zum Anlass und frag dich:

  • welche Erwartung wurde hier enttäuscht?
  • ganz ehrlich ist diese Erwartung angemessen? (siehe dazu auch Punkt 6!)
  • Wenn nein wie möchtest du deine Erwartung in diesem Bereich für die Zukunft anpassen?
  • Wenn ja wie möchtest du damit umgehen?Bei den meisten Erwartungen gibt es einen Graubereich, in dem man noch nicht so recht von einer Verletzung der Erwartung sprechen kann, aber so recht erfüllt ist sie auch nicht. Ist es noch im Graubereich und bist du bereit, darüber hinweg zu sehen? Oder ist deine Erwartung angemessen und völlig unerfüllt? Was ist dann deine Konsequenz daraus?

Erwartungen zeigen dir im Extremfall daher auch deine Grenzen auf. Eine gesunde Partnerschaft, in der sich beide Partner auf Augenhöhe begegnen hat auch ganz viel mit einem Selbstverständnis, dem Wissen um eigene Grenzen und den eigenen Wert zu tun!

Nutze also enttäuschte Erwartungen zur Selbstreflexion und mach dir deine Werthaltungen und Grenzen bewusst. Und wenn die damit verbundenen Erwartungen nicht erfüllt werden, dann darfst du auch entsprechende Konsequenzen draus ziehen! Manchmal hat so ein Beziehungskiller nämlich eine durchaus berechtigte Funktion dich nämlich vor ungesunden Beziehungen zu bewahren!

Wie du dem Beziehungskiller „Erwartungen“ beikommst

4) Mach dir das Leben leichter löse dich von dem Zwang, dass sich deine Vorstellungen auch erfüllen müssen!

Der wesentliche Punkt bei Erwartungshaltungen ist aus meiner Sicht daher nicht, ohne Erwartungen durchs Leben zu gehen. Die emotional gesunde Variante ist aus meiner Sicht viel eher, sich von der Vorstellung zu lösen, dass sich Erwartungen auch erfüllen müssen. Dass unsere Partner unseren Erwartungen gerecht werden. Niemand muss das. Es ist natürlich wesentlich einfacher, wenn unsere Partner sich genau so verhalten, wie wir das gerne hätten. Easy Baby.

Das wirklich Unangenehme bei nicht erfüllten Erwartungshaltungen ist ja, dass wir plötzlich selbst in die Verantwortung gedrängt werden, etwas zu tun. Und sei es nur, die Verantwortung für unsere Gefühle zu übernehmen! Denn ganz ehrlich wir alle wissen, dass es extrem uncool ist, wenn die eigenen Erwartungen nicht erfüllt werden. Da kann man schon mal zum Zornbinkerl werden. Wer hat nicht schon mal erlebt, dass man eine Whatsapp-Nachricht verschickt, die Hakerl seit STUNDEN blau sind und trotzdem keine Antwort da ist? Mag ja egal sein, wenns die Nachricht an den Automechaniker war. Ist aber ausreichend für einen abendfüllenden Wutanfall Notfalltelefonat mit der besten Freundin inklusive wenn es die neue Flamme betrifft.

Wir sind also alle bei weitem nicht so entspannt wie wir es gerne hätten. Zugegeben manche sind da gelassener im Umgang als Andere. Und gerade das hat aber ausgerechnet wer hätte das gedacht! mit dem Wissen um den eigenen Wert und gesunden Grenzen zu tun.

Wie du gut mit enttäuschten Erwartungen umgehen kannst

Die zwei wesentlichen Faktoren sind daher in diesem Zusammenhang wenn sich eine Situation nicht so entwickelt wie du das gern gehabt hättest:

  1. emotionale Flexibilität – kannst du dich innerlich entspannen und dich wieder dem Fluss überlassen? Sprich: nicht in den Widerstand gehen, weil es anders als geplant kommt, sondern tief einatmen, ausatmen und dann die neue Entwicklung begrüßen. Es braucht Übung an diesen Punkt zu kommen, lohnt sich aber!
  2. Verantwortung für deine eigenen Emotionen – wenns grad absolut gegen deine Pläne läuft, nutzt es wenig, den Partner entsprechend darauf hinzuweisen und um eine Korrektur zu bitten. Das ist wie der berühmte Satz „Nie schenkst du mir Blumen“ – was soll der arme Kerl daraufhin machen? Macht er es nicht, bestätigt er die negative Erwartung. Macht er es doch, ist es wie eine Pflichterfüllung und macht dich daher trotzdem nicht glücklich. Es sind deine Vorstellungen und Erwartungen, wenn sie nicht erfüllt werden, liegt es an dir, ob es dir deshalb gut oder schlecht geht und es liegt genauso an dir, die entsprechend verknüpften Entscheidungen zu treffen.

5) Sei gut zu dir – erinnere dich daran, dass Erwartungen nicht im luftleeren Raum entstehen

Was mich immer wieder überrascht, ist wie schnell wir dazu neigen, den Vorwurf der gesteigerten Erwartungshaltung anzunehmen und dann die Schuld bei uns suchen. Quasi der Beziehungskiller in uns?

Tatsächlich bin ich bis jetzt – und das obwohl das Thema Erwartungshaltungen und Beziehung wirklich ein Dauerbrenner ist – noch kaum mit völlig an den Haaren herbeigezogenen Vorstellungen meiner Klienten, die als Beziehungskiller gewirkt hätten, konfrontiert gewesen. Die meisten haben in Wahrheit völlig normale Erwartungen an die Entwicklung einer Bekanntschaft, wenn die Zeichen entsprechend stehen. Und das ist genau der springende Punkt: Es gibt so etwas wie einen natürlichen Fluss in der Entwicklung einer Beziehung, der bereits beim Kennenlernen einsetzt.

Keine Frau würde auf die Idee kommen, in dem Tinderdate schon den zukünftigen Ehemann zu sehen, wenn er schon bei der ersten Kontaktaufnahme klarstellt, dass er ausschließlich an einer Sexbeziehung interessiert ist, nebenbei noch verheiratet ist und drei Kinder hat. Umgekehrt wenn sich nach einem ersten Treffen laufend der Kontakt intensiviert, es zu öfteren Treffen kommt und schon Pläne für die Zukunft gemacht werden – dann ist es nicht weiter verwunderlich und im Gegenteil sogar ziemlich normal zu „erwarten“, dass diese Entwicklung kontinuierlich weitergeht. Wenn dann dein Gegenüber plötzlich einen anderen Weg einschlägt und sich unerwartet (!) zurückzieht, darf man kurzfristig schon mal irritiert sein. Das muss aber nicht heißen, dass du zu hohe oder ungerechtfertigte Erwartungen hast!

Bevor du also zu schnell mit dir selbst ins Gericht gehst, prüfe lieber, ob die aktuellen Erwartungen nicht einfach aus der Situation heraus erwachsen sind und durchaus angebracht bzw nachvollziehbar waren. 

6) Erwartungen per se müssen gar kein Beziehungskiller sein

Noch so eine Überlegung, die ganz gern vergessen wird. Erwartungen an sich sind NICHT das Problem!

Das Problem entsteht erst, wenn sich deine Erwartungen von denen deines Partners unterscheiden!

Tatsächlich haben (aus meiner Sicht geschätzte) 99,9% aller Menschen Erwartungen in unterschiedlichem Ausmaß. Und ehrlich gesagt haben gerade jene Menschen, die behauptet haben keine Erwartungen an mich zu haben, am heftigsten reagiert, wenn ich dann wohl doch anders als erhofft reagiert habe. Wenn also das Thema aufkommt, arbeite doch damit und nutze es als Signal dafür, dass es hier gerade einen Punkt in eurer Partnerschaft gibt, an dem ihr unterschiedliche Ansichten und Einstellungen habt. Redet darüber statt euch zurückzuziehen!

Dein Gegenüber als Beziehungskiller

Seien wir mal ehrlich, was ganz oft vergessen wird es kommt leider sehr oft vor, dass Partner eine Ausrede dafür suchen, aus der Beziehung wieder auszusteigen. Da wird gern der „schwarze Peter“ auch mal rübergeschummelt und man steht plötzlich selbst als Beziehungskiller da obwohl man unschuldig ist. Daher auch hier noch ein paar Gedanken dazu.

7) Wer sich von hohen Erwartungen des Partners unter Druck gesetzt fühlt …

Wie einleitend erwähnt, wenden sich oft Klienten an mich mit dem Anliegen, dass der/ die Partnerin sich von angeblich zu hohen Erwartungen unter Druck gesetzt fühlen an mich. Dazu würd ich gern noch zwei Gedanken loswerden:

  1. Wer sich von zu hohen Erwartungen des Partners unter Druck gesetzt fühlt, entscheidet sich schon selbst dafür! Niemand muss sich von zu hohen Erwartungen unter Druck gesetzt fühlen. Man kann nämlich auch einfach die Erwartungen sehen und trotzdem nicht erfüllen. Oder nur so weit, wie es den eigenen Standards und Grenzen entspricht. Auch hier greift das Prinzip der emotionalen Verantwortung für die eigenen Gefühle! Wer sich also darüber beschwert, dass er sich unter Druck gesetzt fühlt, sagt damit mehr über sich selbst aus als über den vermeintlichen Druckmacher!
  2. Wenn sich jemand aufgrund deiner angeblich zu hohen Erwartungen zurückzieht, ist ER der Beziehungskiller nicht du! Den aktiven Schritt WEG von dir hat er dann gemacht als REAKTION! Nicht du.
  3. Wer sich von zu hohen Erwartungen unter Druck gesetzt fühlt, hat selbst Erwartungen an den Partner.

    Nämlich die, nur ja nicht mit Erwartungshaltungen konfrontiert zu werden! Und das ist auch ein ganz schöner Beziehungskiller.

 

In diesem Sinne ich wünsche Euch mutige Herzen und tapferes Lieben!

 

2024 - Mag. Sabine Weiss, Psychologische Beraterin für Liebeskummer, Beziehungsthemen und Singleleben